Peter Turrinis "Endlich Schluss"



Turrini beschreibt Menschen, Männer an einem Wendepunkt in ihrem Leben in seinen Monolog „Endlich Schluss“. Der Monolog erscheint 2006. Männer sind angehalten, im Beruf und im Privatleben erfolgreich zu sein. Erfolgreiche Männer werden eitel, sie sehen sich als berufliche Götter. Ihr Privatleben wird ihrem Berufsleben hinten angestellt.

Diese Männer sind überheblich, sie arbeiten in prestigereichen Berufen wie in der Medienbranche oder als Manager. Ihr Leben langweilt sie, sie haben Alles und Nichts. Sie erfreuen sich weder an einfache Dinge des Lebens, an der Natur noch an ihrer Familie. Sie sind Zombies, die reagieren und nicht agieren. Sie lassen leben, sie delegieren im Privat und im Berufsleben. Sein Leben besteht aus Provokationen, die nur oberflächlicher Natur sind, er hat keine Ideale keinen Sinn mehr.

Niemand ist da um ihm vor seinen Selbstmord zu retten. Er ist ein Einzelkämpfer in einer schnellen, so genannten modernen Welt ohne Solidarität und Selbstachtung. Geld, Macht und Materialismus sind die Götter der Medien- und Internetwelt. Menschen zerbrechen an der Wertelosigkeit und der Mittelmäßigkeit. Selbstmord ist der einzige Ausweg.

Ein Mann im mittleren Alter ist vom Erfolg verwöhnt, aber er ist von seiner eigenen Überheblichkeit angeekelt. Er bereit seinen Suizid vor. Er will bis 1000 zählen um sich dann umzubringen. Er reflektiert sein Leben mit zynischen Worten.

Der Medienmacher zieht sich in ein abgedunkeltes Zimmer zurück, da ihn Geräusche beängstigen. Der Protagonist lässt uns teilhaben an seiner finalen Abrechnung mit sich selbst und mit der Spezies Mensch. Er ist ein Meinungsmacher und ein Provokateur, welcher seine Orientierung verlor und er hat die Austauschbarkeit der Positionen und Haltungen satt. Seine Stacheln sind stumpf geworden und seine Nächte sind einsam. Ein gescheiterter Vater und Ehemann, seine Angebergeschichten werden nie mehr wieder gehört werden. Sind diese überhaupt wahr oder werden sie als Stimmungsmacher missbraucht, stellt man sich als LeserIn die Frage.

Sein Unglücklichsein wird durch Phasen des Glücklichseins getrennt. Während er sein Leben erzählt, erweckt er Sympathie, Mitleid, Unverständnis und Abneigung zugleich.

Seine Untreue gegenüber seiner Frau, der Hass auf Kollegen, seine Depressionen
werden erzählt. Gezählt werden seine letzen Minuten. 1000 sind es! Er leidet unter Geltungssucht und will von allen geliebt werden, ein Narzisst, der seinen Lebensweg selbst beenden will. Gott traut er diese letzte Tat nicht zu.

Sein Ende selbst herbeizuführen fällt ihm schwer. Turrini baute eine Sprachenlandschaft mit Höhen, Tiefen, Tälern, Ebenen und Gipfeln. Seine Gedanken wandern durch seine Erfolge, Misserfolge und seinem Selbsthass.

Dieses Stück ist nicht nur eine Beschreibung einer gescheiterten Existenz sondern auch ein Angriff auf die Medien. Solange jemand berühmt ist, kann er tun und lassen was er will. Niemand kann und will ihn stoppen.
“Endlich Schluss.” schrieb der Autor für Claus Peymann, der an der Wiener Burg damit seine Abschiedsinszenierung gab.

Ein Knall beendet das Theaterstück, jetzt ist endlich Schluss! Kein Atmen, keine Erzählung, kein Weiterleben. Endlich Schluss mit einem nicht mehr gelebten Leben.

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